Am Freitag stand in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim wieder der Höhepunkt der fränkischen Fastnacht an. 3,5 Millionen Menschen sahen das Spektakel im BR Fernsehen laut AGF-Videoforschung. Das ergibt in Bayern einen Marktanteil von über 50 Prozent. Neben der politischen Prominenz stand in diesem Jahr vor allem die Kritik an der Berliner Ampel-Regierung und die anstehende Europawahl im Fokus. Zudem kam das Thema KI auf.
Söder als Otto von Bismarck
Mit Spannung erwarteten die anwesenden Gäste und Journalisten am roten Teppich wieder das Kostüm von Ministerpräsident Dr. Markus Söder. Er präsentierte sich dieses Jahr als Otto von Bismarck. Söder zitierte dazu am roten Teppich Franz Josef Strauß: „Die Bayern müssen die letzten Preußen sein.“ Früher hätten laut ihm die Preußen in Deutschland versucht alles zu richten, jetzt machen es halt die Bayern. Ebenfalls sehenswert: Der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König als Pumuckl und die Grüne Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, Katharina Schulze als Barbie. Sie möchte damit ein Zeichen für ein gleichberechtigtere Welt setzen, erklärte sie. Begrüßt wurden die Ehrengäste von Sebastian Reich mit Amanda im Söder-Hawaiihemd, was besonders einem Gast sichtlich gefiel.



Otti macht den Anfang
Nach dem schönen wie alt bewährten Opening der Livesendung kam es zu einer kleineren Störung. Denn die Altneihauser Feierwehrkapell’n nahm zunächst den Elferrat ein, zum Unmut des Sitzungspräsidenten Christoph Maul, der sich aber seinen Platz recht schnell zurückerkämpften konnte.

Nun stellte sich wie jedes Jahr die Frage: Wer macht den Ersten? Dieses Jahr war Otti Schmelzer dran, der nach dem Struwwelpeter 2023 dieses Jahr sich als Sandmännchen mitsamt Sandmann Auto präsentierte. Ein wunderbares Bühnenbild und ein ebenso einmal mehr gelungener Auftritt der Fastnachtsikone!


Keiner kann so gut mit dem Publikum interagieren
Waltraud und Mariechen (Martin Rassau & Volker Heißmann) folgten sehr früh mit ihrem ersten Auftritt in der Livesendung. Sie gingen durchs Publikum und nahmen erstmal Fahrt auf bei den „weniger Prominenten“. Hier zeigte sich einmal mehr, wie perfekt die beiden die Rolle in Kombination mit der Publikumsinteraktion einnehmen können. Denn an diesem Punkt gehen die beiden live auf das Kostüm von Zuschauern ein, die sie maximal eine halbe Stunde vor ihrem Auftritt gesehen haben können.
Auch zum Bismarck-Kostüm von Söder haben die beiden den passenden Gag parat und drücken ihm einen alten Bismarck-Hering in die Hand. Als Söder etwas zurückschoss, dass dieser ja schon etwas älter sei, kontere der Präsident der SpVgg Greuther Fürth, Volker Heißmann: „Der ist vom letzten Club-Sieg!“
Kuhn überzeugt mit klassischer Bütt
Der Büttenredner der Fastnachtsgesellschaft „Schwarze Elf Schweinfurt“ überbietet sich seit vielen Jahr selbst mit seinen Auftritten in Veitshöchheim. Immer wieder faszinierend, wie er in Versreim inhaltlich genau die richtigen Punkte setzt. Ob Kritik am Bayerns stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger zu seinem Umgang mit der „Flugblattaffäre“ oder ein klares Statement gegen Rechtsextremismus am Ende, Peter Kuhn trifft immer den richtigen Ton. Auch seine Verse zu den Themen „asoziale Medien“ und KI regten zur Unterhaltung wie auch zum Nachdenken an.
„Ich wär schon froh, wenn in unserer Hemisphäre genug natürliche Intelligenz vorhanden wäre.“
Peter Kuhn
Klaus Karl-Kraus sagt „Ade“
Der emotionale Höhepunkt der Sendung war sicherlich der Abschied von Klaus Karl-Kraus. Der Erlanger trat zunächst mit einem sehr gelungenen Stück als Kiosk-Gerch auf. Bevor er am Ende zu „Time to say goodbye“ seinen Abschied von der Fastnacht in Franken Bühne verkündete. Was ihm sichtlich nahe ging. 2004 war er zum ersten Mal teil der Sendung, 20 Jahre später sagt er nach einem letzten, sehr gelungener Auftritt „Ade“. Viele langjährige Wegbegleiter bei Fastnacht in Franken ließen es sich nicht nehmen, zu seinem Abschied mit roten Herzluftballons auf die Bühne zu schauen.

Gankino Circus setzt das Highlight von Fastnacht in Franken 2024
Erstmals dabei in diesem Jahr war das Kabarett-Duo Lubber und Babbo. Die beiden betraten als Bergsteiger in einer sehr schönen Kulisse die Bühne. Im Anschluss war man als Zuschauer allerdings etwas verloren, weil der dieser Teil nicht so wirklich zum Rest passte. Leider kein gelungenes Debüt der beiden.
Anders sah das im vergangenen Jahr bei der Dietenhofener Folkband Gankino Circus aus. Folgerichtig durften sie auch in diesem Jahr wieder ran und überzeugte mit einer gelungen Mischung aus Livemusik und Comedy. Das Highlight: Die Geschichte rund um das neue griechische Restaurant in ihrer Heimat. Hier imitierten sie den Sound des bekannten griechischen Musikstücks „Zorba der Grieche“ mit einem Akkubohrer auf der Gitarre. Damit sorgte Gankino Circus für ein absolutes Stimmungshoch im Saal.

Routines überzeugen
Im Anschluss überzeugten die Routines auf der Fastnacht in Franken Bühne. Ines Procter lieferte mit der „KI-Ines“ auf einem Bildschirm auf der Bühne einen durchaus abwechslungsreichen Auftritt mit vielen Lachern ab. Mit Matthias Walz am Klavier wurde es wieder musikalisch und unfassbar lustig. Seine Auftritte gehören seit vielen Jahren schon zu den lustigsten bei Fastnacht in Franken. Auch seiner Nummer tat der Fernseher auf der Bühne mit eingespielte Kurzvideos aus dem vergangenen Jahr sehr gut. Sebastian Reich sorgte ebenfalls mit mehreren kürzeren Auftritten in diesem Jahr für beste Unterhaltung. Neben seiner Kultfigur, dem Nilpferd Amanda etablierte er nun die Figuren des Glückschweins. Einzig der „Rap“ am Schluss dürfte bei der jüngeren Generation zu etwas Fremdscham geführt haben.

Für den deftigen Humor waren in diesem Jahr wieder die Männer von der Altneihauser Feierwehrkapelln zuständig. Nach dem ersten Auftritt im Opening setzte Frontmann Norbert Neugrig mit seiner „gegenderten“ Ansprache zu Beginn direkt die ersten Lacher im Publikum. Im Anschluss lag der Fokus wieder einmal auf der Rivalität der Regionen Franken und Oberpfalz. Einmal mehr ein abwechslungsreicher und gelungener Auftritt.
Den letzten einzelnen Slot behielt der fränkische Dregg-Sagg Michl Müller. Davor hatte er „sein freiwilliges soziales Jahr“ beim Elferrat absolviert und tauchte immer mal wieder kurz in der Sendung auf. Dabei überzeugte er mit seiner politischen Rede zunächst, bevor es zum abschließenden Gesang überging. Sein aktueller Song „Du bist mei Ünnerhos“ ist durchaus gewöhnungsbedürftig. Im Saal sorgte Michl in jedem Fall damit wieder über Schunkelstimmung kurz vor dem Finale.
Europäisches Finale
Schon vorab wurde ein neues Finale der diesjährigen Liveshow angekündigt. Das war in diesem Jahr ganz im Motto Europa. Passend zu den Wahlen des Europäischen Parlaments im Juni zogen die Künstler der Show in den Farben der EU-Länder Italien, Österreich, Schweden, Griechenland und weitere auf die Bühne ein. Bevor zu den allerletzten Minuten der Show wieder ganz laut „Feierabend, wir machen heute noch nicht Feierabend!“ ertönte und die Garden mit Luftballons und Konfetti durch die Gänge zogen. Jedes Jahr aufs neues ein tolles Endbild der vierstündigen Sendung.


Quote liegt leicht unter den Jahren 2023 und 2020
Laut AGF-Videoforschung schauten dieses Jahr im linearen Fernsehen im Schnitt 3,48 Millionen Menschen. Der BR erreicht damit ein Marktanteil von über 50 Prozent in Bayern und 14,1 Prozent in ganz Deutschland. Laut dem BR habe die Fastnacht in Franken auch dieses Jahr wieder beste Aussichten, die erfolgreichste Sendung in den Dritten Programmen zu werden. Für alle, die die Liveshow gestern haben verpasst haben, ist sie in der ARD-Mediathek weiterhin frei zur Verfügung.
Die besten Eindrücke von Fastnacht in Franken 2024


















































Bilder: Simon Schmidt und Benjamin Traut