Langweilige Wahlkämpfe mit einem einzigen Bürgermeisterkandidaten, der sicher gewählt wird, das gibt es zwar in Nachbargemeinden, aber nicht bei uns in Feucht. Nie wurde das Rathaus an der Hauptstraße einer der vielen Parteien kampflos überlassen und auch dieses Jahr gab es ein Politspektakel, das selbst die Nachbarn in Nürnberg aufhorchen ließ. Grund für uns auf die Bürgermeister- und Gemeinderatswahl 2020 zurückzublicken:
Nach eigener Aussage ist die Bürgermeisterkandidatin Birgit Ruder die erste, die den Wahlkampf gemeinsam mit ihren Freien Wählern beginnt. Zu ihren Zielen gehört unter anderem die Transformation der Marktgemeinde zu einer Vitalgemeinde. Mit ihren Themen scheitert sie zwar knapp an der zehn Prozent Marke mit 9,85% bei der Bürgermeisterwahl, ist dabei aber „best of the rest“ und kann zwei Gemeinderäte platzieren. Sie lässt dabei Christian Nikol von den Franken (7,21%) und Johannes Schmidt der UCS (4,85%) hinter sich zurück. Sowohl die UCS als auch die Franken können neben der FDP einen Gemeinderat platzieren.
Bei den Großen geht es schon bei der Aufstellung knapp zu. Normalerweise stellt der Ortsvorstand der CSU den Bürgermeisterkandidaten. Diesmal wird der Kandidat aber in einer Sitzung mit den Basismitgliedern gewählt – ein Novum. In der Pressemitteilung der CSU heißt es, dass Alexander Hommel knapp Oliver Siegl unterliegt, welcher mit ca. 52% der Stimmen als Bürgermeisterkandidat nun hier in Feucht antreten darf.
Die Ergebnisse zeigen: Siegl führt mit fast 40% der Stimmen, die CSU ist mit neun Sitzen die größte Fraktion im Marktgemeinderat. Aber er darf sich nicht in Sicherheit wiegen, denn es kommt zur Stichwahl gegen Jörg Kotzur der mit knapp 38% der Stimmen (SPD: sechs Sitze) knapp hinter ihm liegt. Würde Oliver Siegl jetzt verlieren, dann müsste die CSU trotz hohem Parlamentsanteil Kompromisse eingehen. Der Druck sinkt auch nicht als klar wird, dass wegen der Coronakrise kein konventioneller, sondern nur ein in jedem Fall sehr begrenzter Wahlkampf möglich sein wird. Diese begrenzten Möglichkeiten scheint Jörg Kotzur für sich optimal genutzt zu haben. Unsere Moderatoren Max Dettenthaler und Simon Schmidt dürfen in der großen FeuchtFM-Wahlsendung Jörg Kotzur als den neuen Bürgermeister unserer Marktgemeinde Feucht verkünden. Kotzur gibt sich im Interview überrascht und überwältigt, er möchte möglichst neutral sein Amt ausführen und versuchen, alle Parteien im Gemeinderat unter einen Hut zu bringen. Er ist der große Gewinner in der Bürgermeisterwahl, aber wie er mit seiner Aussage über das Zusammenbringen der Fraktionen des Gemeinderats schon selbst indirekt anspricht, sind Probleme mit dem Platzverlust der SPD (zwei Sitze weniger im Vergleich zum letzten Jahr und damit die größten Verlierer im Marktgemeinderat) und dem damit kleiner gewordenen Einfluss der Fraktion nicht ausgeschlossen. Kotzur muss in der nächsten Legislaturperiode vor allem sehr viel Verhandlungsgeschick beweisen.
Obwohl sich die meisten Parteien um möglichst ausgeglichene Listen bemüht haben, fällt trotzdem auf, dass in den Marktgemeinderat zum einen deutlich mehr Männer als Frauen einziehen und zum anderen der Altersdurchschnitt nach wie vor sehr hoch ist. Gerade bei der SPD, die am stärksten bemüht war, liegt der Altersdurchschnitt bei über 60 Jahren und es ist kein Kandidat unter 35 Jahren in das Parlament eingezogen.
Es wird sich in Zukunft zeigen, ob die Volksvertreter die Interessen der Jugend berücksichtigen können, in der Vergangenheit war das leider in vielen Bereichen nicht gegeben.
Das ganze FeuchtFM-Team wünscht dem frischgebackenen Bürgermeister und allen Marktgemeinderäten viel Erfolg bei den bevorstehenden Aufgaben!